Analog zur Organisationsaufstellung wo digitale Hubs getrennt vom Tagesgeschäft die Neuausrichtung des Unternehmens vorantreiben, bietet eine lose gekoppelte Architektur die Möglichkeit parallel in zwei Geschwindigkeiten IT-Entwicklungen umzusetzen.
IT-Anwendungen zu modularisieren ist seit Jahrzehnten Standard. Des Weiteren ist es üblich die Module in mehreren Ebenen/ Layern zu gliedern. Weshalb sollten in einem nächsten Schritt nicht die Weiterentwicklung der Module unterschiedlich organisiert sein, insbesondere wenn die gestellten nichtfunktionalen Anforderungen unterschiedlich sind.
Die Anforderungen an Transaktionssysteme und Informationsanzeigeseiten im Web unterscheiden sich einerseits in der Häufigkeit der Änderung und andererseits auch in der notwendigen Qualität. Unter Qualität wird hier die Korrektheit der Daten und die Stabilität der Anwendung gesehen. Z.B. sollte ein Modul welches Kostenberechnungen durchführt robuster sein als die Produktbeschreibung auf einer Webseite. Des Weiteren wird sich auch die Produktbeschreibung häufiger ändern, als Berechnungsmodule um die Vorsteuer eines Produktes zu berechnen.
Diese unterschiedlichen nichtfunktionalen Anforderungen führen zu der Frage, weshalb das Entwicklungsvorgehen beider identisch sein muss? Ziel ist somit die die Entwicklung nicht nur technisch zu modularisieren sondern auch organisatorisch. Dort wo kurze Innovationszyklen z.B. auf Produktseite gefordert sind, sollten auch kurze IT-Entwicklungszyklen gelebt werden. Bei Modulen mit längeren Innovationszyklen können einzelne Anforderungen gebündelt umgesetzt werden. Dies spart Entwicklungskapazitäten.
Zur Einführung einer 2-Speed IT-Architektur sind im ersten Schritt neue fachliche Anforderungen, den zu ändernden Modulen zuzuordnen und bzgl. ihrer Terminanforderungen zu strukturieren. Hieraus ergeben sich dann die weiteren Schritte.
Sind auch die Stabilitätsanforderungen im Betrieb der Anwendungen unterschiedlich, bieten sich hier analoge Möglichkeiten Mitarbeiter und technische Ressourcen auf die wichtigen Module zu fokussieren und die 2-Speed IT-Architektur nicht nur in der Entwicklung sondern auch im Betrieb zu leben.
Dargestellt sind hier grobe Gedanken zur Herangehensweise, die vielleicht theoretisch klingen. Fundierte praktische Erfahrungen mit 2-Speed IT-Architekturen existieren gerade im Finanzdienstleistungsumfeld aber ausreichend – selbst habe ich mehr als 10 Jahre davon profitieren können.